Der Kampf um den Futtertrog

Könnte sein, dass ich mich mit diesem Blogpost unbeliebt mache in der Szene. Und möcht gleich vorweg festhalten, da ist nix „bös gemeint“. Aber, mit doch gewissem Abstand den ich derzeit habe, schaut sich da manches in der spirituellen Szene eben genau so an: Wie ein Kampf um den Futtertrog…

Ich meine jetzt nicht die Sucher….. die sich um einen spirituellen Futtertrog versammeln, bei einem Meister, der sie mit Weisheiten „füttert“. Nein, ich meine die Lehrer selbst…. mit all ihren Angeboten. Marktschreiereien. Webinaren. Kongressen. Ich nehm mich da selber gar nicht aus. Ich blick da gern auch reflektierend zurück.

Es wirkt so immens „needy“. Also „brauchend“. Als ob sie verhungern würden vor der vollen Schüssel. Einerseits voller Fülle und doch gleichzeitig an etwas „mangelnd“. Meist wohl an Geld.

Lemminge

Zum Beispiel dieses ganze Coaching-Business fördert letztlich das Gegenteil von „authentischem Sein“. Verkauft wird „willst du so erfolgreich sein wie ich? Dann zeig ich dir Schritt für Schritt….“ (…. „wie du ne Blaupause von mir werden kannst“).

Legende sind die Schüler von Gurus, die ne Glatze haben, weil der Guru eine hat. Oder denselben langen Bart. Manchmal sogar dieselbe Stimmlage. Die selben Wörter. Die selbe Mimik. Denselben Blick. Imitation.

Das endet zwar beim Spirituellen, aber anfangen tut das viel früher. Meist bei „wie werde ich erfolgreich“, oder, kürzer, „wie werde ich reich“, oder „wie finde ich meine Berufung, mein „Onlinebusiness“, meine Beziehung, am Ende dann „meine Erleuchtung und mein Erwachen“.

Und alle alle spielen sie mit. Mit dem Spiel „Fülle verkaufen“. Zumindest steht das dann meist auf der Packung. Verkauft wird aber letztlich Mangel. Genau in den Mangel wird beim Verkaufsgespräch, sorry, beim „Coaching“, dann der Finger reingelegt. Und dann…. „motiviert“. „Lass mich dir helfen mir auch noch den letzten Rest deiner Ersparnisse zu geben“. (lol)

Warum geschieht das? Die bittere Wahrheit: Diese Lehrer empfinden selbst Mangel. Vielleicht sitzen sie am vollen Futtertrog, vielleicht am leeren, aber „genug“ hatten sie bisher noch nicht. Vielleicht ist es Konditionierung, vielleicht aber auch wirklich echter Mangel. Dennoch wird er als Fülle verkauft. „Sieh her wie guts mir geht“ …. „willst du auch so sein? Dann folge mir nach und mach mich nach, ich zeig dir Schritt für Schritt wie man so wird wie ich es bin“. (Und meist sind sie selbst nur ne Blaupause….).

Vielleicht merkt mans: Mit Abstand betrachtet widert mich das an. Und gleichzeitig empfinde ich Mitgefühl. Denn sie sind selbst noch Sucher, voller Mangel, egal wieviel sie schon haben, können sie niemals genug bekommen. Größer, schöner, weiter, besser. Inmitten ihres Seins muss eine ganz große Leere sein (sic! lol). Die sie nicht fühlen wollen oder können. Ein Leere, der sie davonlaufen. Die sie immer weiter und immer wieder „stopfen“ müssen. Mit „Fülle“, die von außen kommt. Und deshalb nie genug sein wird. Hörst du? NIE!

Jedes „Rezept“ und jedes Konzept, jede Taktik, jede Weisheit, jeder Rat, jede Hilfe….. welche die innere Leerheit zu füllen versucht, ist zum Scheitern verurteilt! Funktioniert immer nur temporär. Es hat keinen Sinn sowas nachzumachen. Denn:

Du kannst der Leerheit nicht entkommen.
Sie möchte nicht gefüllt werden.
Sondern gefühlt.


Luftverkäufer

Es wird also Luft verkauft von Luftverkäufern, die selbst permanent nach Luft schnappen. Heiße Luft. Natürlich um gutes Geld. Je heißer die Luft, desto teurer wirds. Es muss einfach weh tun. Wenn man Glück hat, tuts dann so sehr weh, dass man dann tatsächlich erwacht. Das ist ein „win-win“, denn dann hat der Guru, der Coach, sogar ein Beispiel zum Vorzeigen… 🙂

Sie alle sitzen und rangeln sich am Futtertrog. Sie sind auf der Jagd… nach Dir. Selbst hungrig und bedürftig. Du bist das Futter das sie suchen.

Facebook ist voll davon. Ich war (und bin?) keine Ausnahme. (Wird sicher auch mal wieder von mir ein Angebot kommen. „Verkaufe Nichts …… jetzt um den doppelten Preis für dreifache Wirkung“. „Werde so wie Edgar“ (ne, ich hoff so tief bin ich nie gesunken auf diesem Jahrmarkt der Eitelkeiten und spirituellen Keilereien).

Wenigstens das will ich mir bewahren: Ein Original zu sein, und keinen zweiten Edgar neben mir zuzulassen. Denn jeder ist sein eigenes Original, und wird nur dann wirklich zufrieden werden, von innen, wenn er alle Bemühungen fallen lässt, jemand anderer werden zu wollen, als er/sie jetzt schon ist. Und kein Weg ist gleich. Weder zu (wirklichem!) „Erfolg“, noch zur „Erleuchtung“.

Finde deinen eigenen Weg. Das Geheimnis: Du gehst ihn bereits. Du kannst nicht anders, du kannst ihn nicht nicht gehen. Und ist dir bestimmt, ne Blaupause zu werden, dann wirst du eben ne Blaupause. Beileid. Aber du kannst dann nicht anders. Und bei mir bist du dann ohnehin falsch. Husch husch …. such dir irgendeinen Menschen „der das schon erreicht hat, was du erreichen möchtest“ und kopiere ihn. „Fake it till you make it“ sagen die Amis… 🙂 .

Ich stehe dafür aber nicht zur Verfügung. Hab schon genug mit einem Edgar….. und: meine Fülle ist meine Fülle und die wird nicht geteilt. Such dir deine Eigene. Hinweis: Sie ist in dir. Und ist sie nicht in dir, dann ist sie nirgendwo.

Und in Wirklichkeit ist sie weder „meine“ noch „deine“, sondern einfach *alles was ist*. Sie ist bedingungslos da, ohne dass du irgendetwas dazu tun müsstest, lernen müsstest, sein müsstest, werden müsstest. Immer schon da – von Anbeginn der Zeit bis zu ihrem Ende.

Und alles andere was „verkauft“ wird ist nur Postponing, meist Humbug, Verzögerung. Nachmacherei. Nutzt nur dein Mangelgefühl aus und stopft es temporär. Und warum wird es dir verkauft? Weil dein Geld das Mangelgefühl eines anderen stopfen hilft. Auf Zeit natürlich nur. Weshalb du, als „visualisierter Wunschkunde“ natürlich ewig lang gemolken werden wirst. Du bist der Futtertrog und du bist das Futter. Für Gurus, Lehrer, Coaches – und wie immer sie sich auch nennen mögen. Das materielle Futter. Und auch das emotionale Futter.

Du selbst bist deren „Fülle“, und du kommst in deren Fass ohne Boden rein. Welches natürlich nie „voll genug“ werden kann. Marktschreier die sich darin überbieten „Frische Äpfel“ zu schreien. Aber Äpfel wären noch immer besser und nützlicher als das „neueste Spirikonzept“, die fünf, sieben oder 99 geheimsten „Keys“, das „schnellste Erwachen“, „die fraktalste Gruppe“, „die evolutionärste Erleuchtung“. Oder gar „sei du selbst in dem du mir Schritt für Schritt folgst“ (für wie blöd werden da die Leute gehalten??).

Du wirst verarscht, was nicht schlimm wäre – wirklich schlimm ist eher, dass sie sich auch noch selbst verarschen. Teil der Hypnose halt. Eine Co-Abhängigkeit der besonderen Art. Ergänzt sich prima! Die einen süchtig nach Erfahrungen und „Tiefe“, und ganz besonders nach „Liebe“. Sehnsucht nach Erfolg, Glück, Partnerschaft, und was es halt alles zu versprechen und verkaufen gibt. Und die anderen genau dies vorgaukelnd und letztlich süchtig nach Aufmerksamkeit, nach Anerkennung und vor allem auch – ganz still und heimlich – einfach nur nach Geld und Erfolg. Heutzutage gerne „Fülle“ genannt.

Was nicht weiter schlimm ist. Es ist unsere (unerlöste) Natur – beide Seiten. Und Geld stinkt nicht – im Gegenteil. Ich liebe es. Am liebsten große Scheine oder glänzende Münzen 🙂

Schlimm ist nur, wenn „Fülle“ verkauft wird von welchen, die an Mangel leiden. Ohne dass sie es wissen. Würden sie ein Jahr in einer Höhle sitzen, ohne etwas „tun“ oder „werden“ zu können – wie würde es ihnen gehen? Vielleicht würden sie ja dann wirklich erwachen. Und sich nicht mehr entwickeln …. sondern endlich wirklich ENT-wickeln. Völlig nackt sein. Ohne jemanden zu brauchen, der sie in ihrem Sosein beklatscht.

Wenn jemand wirklich reich ist und in Fülle lebt, dann braucht er nicht dich, damit du ihm diese Fülle finanzierst!

^ just simple as that! 😉 


Wach auf und sei du selbst. Du brauchst niemanden, der dir das sagen muss. Das wahre Wissen wird von innen kommen, und niemals von außen.

Schalte den Computer nun aus. Schließe die Augen und er-innere dich deiner selbst. Du brauchst mich nicht. Ich bin du und dies war ein Brief von dir an dich selbst.

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