Mal ne Einladung für ne kleine Meditation bzw Selbsterforschung:
„Wo bin ich?“
Heute morgen beim aufwachen erinnerte ich mich daran, dass ich mich als Kind, wenn ich „ganz innen“ war, also z.b. im Halbschlaf, öfter mal mit der Frage beschäftigte „wo ich überhaupt sei“. Man könnte auch sagen „wo dieses Ich zu finden sei“ in diesem Körper „da drinnen“.
Ob ich z.b. „im Kopf hinter den Augen sei“ (was ich meist dann am Ende beschloss als Antwort anzunehmen) oder ob ich nicht vielleicht im großen Zeh sei, oder in der Hand, oder in der Brust beim berühmten „Herzen“ usw usf.
Diese „Selbsterforschung“ konnte damals nie wirklich zufriedenstellend beendet werden. Wie erwähnt, am Ende landete ich dann doch meist „im Kopf“, ‚“hinter den Augen“, weil ich mich von allen Sinnen offenbar mit dem Sehsinn am meisten identifizierte. Aber wirklich zufrieden war ich mit dieser Antwort nie. Nur fand ich eben keine andere. Damals.
Bin ich im Körper?
Heute morgen erinnerte ich mich an diese frühe Phase der Erforschung „wo bin ich?“. Und sie konnte nicht funktionieren, denn die Grundannahme war schon total falsch, ich war da schon in der Falle: Ich dachte damals schon, als Kind, ich wäre „im Körper drinnen irgendwo“. Und suchte dort. Also am – aus jetziger Sicht – falschen Ort. Ich suchte zudem ja nach einem „persönlichen Ich“, dass es so gar nicht gibt.
Spaßeshalber hab ich heute auch gleich mal wieder geschaut (alles „Wissen“ und jede Erinnerung dabei weglassend) um zu gucken, was damals schief ging und wie man diese „Übung“ verbessern könnte.
Im ersten Schritt ging ich die verschiedenen Sinne durch. Also neben Sehsinn, auch Hörsinn, aber vor allem der Tastsinn (Körperteile spüren) half sehr schnell zu erkennen, dass die Identifikation von „Hinter den Augen“ einfach nicht zu einer befriedigenden Antwort führen kann, sobald man z.b. den großen Zeh spürt. Dennoch bin ich nicht im großen Zeh, er fühlt sich eher „bisschen weiter entfernt an“.
Aber wirklich lokalisieren konnte ich „mich“ nicht. Warum?
Der Körper ist in mir!
Erstmal: Weil ich nicht im Körper bin. Sondern der Körper in mir. Was auch immer ich ansonsten bin, und wo auch immer ich ansonsten bin: Lassen wir das mal außer Acht. Aber eins ist gewiss. Diese ganze Sucherei „Wo bin ich im Körper“ kommt schon mal zu einem Ende, wenn ich die Ausgangslage umdrehe und davon ausgehe, dass ich gar nicht IM Körper drinnen bin, sondern der Körper „in mir erscheint“.
So wie jede Wahrnehmung „in mir erscheint“.
Ich suchte als Kind also dieses ominöse „Ich“ irgendwo „im Körper drinnen“. Ein völliger Irrtum schon von der Grundannahme. Das wäre so, als würde ich eben eine Brille suchen, obwohl ich sie am Kopf trage. Ich hätte keine Chance sie „da draußen wo zu finden“. Weil ich am völlig falschen Ort suche und völlig falsche Grundannahmen hätte.
Nicht ich bin im Körper – der Körper ist in mir!
Und das fühlt sich gleich um einiges stimmiger an! Probier es aus! Schau nach, was sich besser anfühlt: Bist du im Körper? Oder erscheint der Körper in dir? In deiner Wahrnehmung?
Wo the fuck ist dann das „Ich“?
Nun gut, wenn es nicht im Körper ist, wo ist aber nun dieses „Ich“?
Sobald ich mich von der Idee löse, das „Ich“ wäre im Körper, oder „das Ich“ wäre DER Körper…. wird es spannend. Denn…. von dort ist es ein leichtes zu erkennen, dass auch dieses „Ich“ nur eine „Erscheinung“ ist. Eine Erscheinung in meiner Wahrnehmung.
Auch das „Ich“ erscheint in mir!
Es ist, genauso wie der Körper, nur eine Erscheinung in meiner Wahrnehmung. Also kann ich nicht dieses „Ich“ sein.
Auch das konnte ich als Kind natürlich nicht erkennen. Dass, wenn ich auf der Suche nach einem Objekt namens „Ich“ bin, ja nicht dieses Ich sein kann. Wäre ich dieses Ich, könnte ich mich natürlich ebenfalls nie finden. Es wäre wie eine Brille auf meiner Nase. Könnte sich selbst nicht sehen. Weil ich das suchende Subjekt bin, und nicht das gesuchte Objekt.
Ich bin also dieser Raum, in dem auch der Gedanke „Ich“ erscheinen kann. Als Konzept. Als Konzept meines Verstandes, meines Denkens. Als Konstrukt. Als Verweis auf das Selbst. Auf das, was ich wirklich bin. Was immer das auch ist.
Also lass ich dieses „Ich“ los. Diesen Gedanken „Ich“.
Was bleibt dann?
Für mich: Ewiger weiter stiller Raum. In dem alles erscheint. Der ich bin. In mir erscheint somit alles. Die ganze Welt letztlich. Alles was jemals (von mir) wahrgenommen wird und für wahr genommen wird.
Für manche oder gar viele ist das schon das Ende der Reise. Diese Erkenntnis. Bei manchen löst sich dann die Identifikation mit dem persönlichen Ich oder zumindest mit dem Körper auf. Dann hat so eine Methode der Selbsterforschung ihren Zweck erfüllt. Probier es aus. Es muss nicht gleich die ganze „Erleuchtung“ sein, die du dann erfährst. Aber eine Lockerung des einprogrammierten Selbstbildes ist es alle mal und zumindest schon ein erster Schritt.
Vielleicht wurde ja die Frage „Wer bin ich“ falsch übersetzt. Vielleicht hat jemand gehört, dass sich Ramana Maharshi „Where am I?“ fragte, und der Übersetzer konnte nicht gut Englisch und machte aus dem „Wo“ ein „Wer“ *ggg*. Vielleicht hat auch jemand zuvor „Wo bin ich“ falsch übersetzt und draus ein „Who am I“ gemacht looooool.
Okay, das war ein Scherz. 😉
Aber dennoch lade ich alle Selbsterforscher ein, die Frage „Wer bin ich?“, sollte sie nicht recht bald bei einem Selbst zu einem geilen Ergebnis führen, dann abzuändern und Dich wirklich zu suchen. Räumlich. Und das funktioniert sehr gut, in dem man die Frage abwandelt in „Wo bin ich?“. Und ganz ganz manifest und räumlich auf die Suche geht 😉
„Wo bist Du?“
Und tappe nicht in die Falle, dich im Körper zu suchen. Dort bist du nicht. Der Körper erscheint in dir, und nicht du in ihm.
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