Außergewöhnlich Werner (RIP)

1998 wars bei mir so weit. Dass der alte Edgar von mir ging, und ich übrig blieb. Es fühlte sich wie sterben an, wie abgeschaltet werden. Und das was übrig bleib, war immer schon da. Unverändert. Und fragte sich danach, wieso da überhaupt noch ein Körper war. Warum der nicht „mitgestorben“ ist.

Nicht dass mir das Leben keine Freude machte, vorher, nachher. Machte es mir immer, bin eher der optimistische positive Typ. Aber es war einfach nicht notwendig zu bleiben. Es geschah halt. Ich sah es als „Draufgabe“. Als „Feierabend“. Als Zugabe, wie bei einem Konzert. Noch eine Runde drehen.

„Meister“ brauchte ich dann keinen mehr. Das Leben selbst war mein Meister. Obwohl diverse solche in Person erschienen. Ich hatte viele Lehrer und Gurus (z.b. Dr. Vagish Shastri, der mich zum Nath-Yogi initierte). Dann war da Osho, dessen Disciple ich posthum wurde, doch zwei Tage nach meiner Sannyasnahme starb der Sannyasin in mir, siehe oben. Ich blieb Osho danach noch fast ein Jahr lang treu, aber irgendwann war er assimiliert.

Danach erschienen viele Menschen und Lehrer aus der Osho- und später vor allem aus der Satsang-Szene. Nondualisten. Hauptsächlich Papaji-Schüler. Von allen konnte ich was annehmen. Alle schärften mich auf eine gewisse Weise. Der allererste war Satoji Babasanji, aka Charles Coutarel, direkt nach meinem „Erwachen“. Er ist mir noch immer ein Freund.

Aber außer vielleicht ihm hab ich praktisch niemanden richtig und voll „akzeptiert“. Bei fast jedem fiel mir das ein oder andere auf. Nicht, dass etwas fehlte. Aber es war halt meist ein gewisser Aspekt nur, der da gelehrt wurde. Aspekte die ich von der „einen großen Erfahrung“ kannte, die mich und vor allem meinen Verstand in ihrer widersprüchlichen Gesamtheit „erschlugen“. Die man letztlich dann nur einzeln „fassen“ kann.

Und die ich mit Hilfe dieser Freunde danach eben auch schön einzeln für mich rausschälen, verstehen, integrieren konnte. Pur. Inhaltierte. Und dann ging ich weiter. Weil mir meist andere Aspekte in jenen Lehrern fehlten.

Ich ging da also gewissermassen auf ne Art „Wanderlehre“. Als spiritueller Wandergeselle.

Wirkliches Bedürfnis nach Begegnung und Austausch hätt ich damals, Anfang der 2000er-Jahre, aber eigentlich nur bei zwei Alt-Meistern noch gehabt: Bei Ramesh Balsekar und U.G.Krishnamurti. Das waren die einzigen, wo ich wirklich noch Ehrfurcht empfand und tiefsten Respekt. Auch da ich wußte, „je älter der Wein, desto reifer“, desto kompromisloser sind sie, haben tatsächlich auch auf relativer Ebene „nichts mehr zu verlieren“.

Diese beiden, denen hätte ich mich noch unterworfen. Oder zumindest aufgeblickt. Und sie angenommen als Richtungsgeber.

Alleine: Ich habe sie verpasst. Ich war zu faul. Ich bekam meinen Hintern nicht hoch. Verbrachte meine Jahre hauptsächlich im Winter auf La Gomera, und im Sommer in einem Häuschen am Wald in den österreichischen Voralpen. Schreibend. Musizierend. Auch schon satsingend. Sanghas gründend. Und Sanghas auflösend. Zumindest virtuelle, im Internet. Da war ich Vorreiter damals, ab 2002.

Aber mich aufmachen zu diesen beiden großen alten Meistern konnte ich mich nicht. Konnte mich nicht aufraffen. Zu träge. Zu wenig „suchend“. Zu wenig „brauchend“. Es war einfach nicht dringlich genug. Der Sucher war gestorben. Das brauchen beendet.

„Gefunden“ hatte ich ja schon. Wollte nur noch bissl „Feinschliff“. Ich bin da nämlich Perfektionist. Habe hohe Qualitätsansprüche an mich selbst. Denen ich vorher nie genüge. Auch wenn ich „nachher“ manchmal richtig verzückt von mir bin, wenn ich mich lese oder höre. Aber da weiss ich, das bin nicht „ich“. Das kommt nur „durch mich hindurch“.

Also…. „wer zu spät kommt den bestraft das Leben“: Und so starb U.G. Krishnamurti im März 2007, mit grade mal 89 Jahren. Und Ramesh Balsekar im September 2009 als Jungspund im Alter von 92. Bei beiden dachte ich mir ich hätte ja noch Zeit. 89 und 92. Also manchmal spinnt der Edgar und ist ein bisschen unrealistisch.

Tja, Pech gehabt.

Leute….. wenn es Euch zu jemanden hinzieht, dann geht. Es könnte sonst zu spät sein. Könnte man jetzt denken. Und sagen. Und warnen. Aber das Leben schickt immer den Richtigen. Zum richtigen Zeitpunkt. In richtiger Form. Schickt oft sogar mehr, als was man erfragte und erhoffte, mehr als man ahnen konnte:

Denn:

„…und dann kam Werner“

2015 wars. Ich hatte von Werner Ablass schon einige Jahre vorher mal ein Video gesehen, ein Interview. Auf Jetzt-TV wohl. Halt einer von vielen Leerern (sic!). Aber doch irgendwie anders. Selbstbewusster. Schroffer. Direkter. Auch irgendwie klarer. Und ein bisschen brutal. Ein Manager als Nondualist. Mit Wikipedia-Eintrag und mehr als 30 geschriebenen Büchern.

Wirklich groß beeindruckt hatte er mich da aber noch nicht. Die Wahrheiten die er erzählte kannte ich selbst alle. Und jeder erzählt halt einen anderen Aspekt. Und der Ruf eilte ihm voraus, dass er manchmal etwas „unleidlich“ sein kann. Also ich gebs ehrlich zu, große Lust ihn jemals kennenzulernen hatte ich nicht. Ich war mir relativ sicher, bei Werner ist jeder andere „unerleuchtet“, und ich würde von dieser Sichtweise nicht verschont bleiben. Und die Lehrermaske runterreissen wollt ich mir da keinesfalls lassen. Außerdem war er ja viel jünger als ich. Nicht in biologischen Jahren, aber seine „Verleuchtung“, bzw sein Mindcrash war ja bei weitem noch nicht so lange her wie der meine. Was sollte er mir geben können?

Das einzige was mich zu der Zeit an solchen Typen noch interessierte, war „Begegnung One2One“. Keinem Sucher gegenübersitzen, sondern auf Augenhöhe einfach begegnen können. Von Mensch zu Mensch. Und von „Gottes Angesicht zu Angesicht“. Das ist easy und entpannend. Kann man mit den meisten Menschen nicht, sobald sie wissen, dass man spiritueller Lehrer ist, und als „erleuchtet“ tituliert wird. Dann wird man entweder permanent abgecheckt (was gähnend langweilig ist, und auch lästig). Oder man wird, fast noch schlimmer, angebetet. Oder mit Fragen gelöchert. Im besten Fall „nur“ „interessiert beobachtet“. Wie bei Big Brother. Oder wie im Zoo. „Gemma Erleuchtete schaun“.

Grauslich eigentlich. Aber das ist halt unser Los, karma nix machen.

Von Werner hab ich mir so eine One2One-Begegnung aber nicht erwartet. Der Ruf des überkritischen und vernichtenden eilte ihm voraus. Also hatte ich auch jahrelang kein Interesse, ihn kennenzulernen. Im schlimmsten aber zu befürchtenden Fall hätte er mich nicht „gesehen“, und dann in einer Reihe mit jenen vielen zu stehen, denen er jegliche „Erleuchtung“ absprach, wollt ich nicht riskieren…. 🙂

Wirklich näher rückte er mir dann, nachdem ich mit Patrick Aigner ein Buch schrieb („Automagic“). Patrick hatte persönlichen Kontakt zu Werner – beides Autoren – und irgendwie waren sie öfter mal im Austausch. Ich kannte damals Patrick schon recht lange, schon aus meinen Forenzeiten der Nullerjahre. So rückte mir Werner bisschen näher, wenn Patrick mal wieder über ihn ablästerte, oder über ihn bewundernd und fast bisschen ehrfürchtig erzählte. Was sich irgendwie abzuwechseln schien und Werner dann doch auch recht interessant machte.

Das machte mich also neugierig. Ab und an las ich dann seine Texte auf Facebook, und irgendwie-irgendwann kamen wir dort auch miteinander ins Gespräch und „beschnupperten“ uns. Offenbarten uns, dass wir schon öfter mal bei uns reingelesen hatten und wir uns dabei gegenseitig auch recht cool fanden.

Als Werner dann im Sommer 2015 nach Österreich kam, für ein Wochenendseminar, und ich auch grad zufällig in meiner Heimat war, kontaktierte er mich, damit wir uns endlich auch persönlich kennenlernen konnten: 

Wir vereinbarten den Stephansplatz in Wien als Treffpunkt, gleich im Stephansdom, stilvoll und stillvoll.

Werner meinte im Scherz wir könnten dann gleich auch zusammen beten, und zwar LAUT beten, „mit erhobenen Händen vor dem Altar“. Im Witz waren wir uns schon mal sehr einig.

Ich war früh dort, der Dom war übervoll, wir suchten uns wohl gegenseitig und schlußendlich erblickte ich Werner, wie er gerade wieder hinausgehen wollte. Tippte ihm von hinten auf die Schulter, er drehte sich um, das ohnehin nie vorhandene Eis wäre spätestens hier völlig gebrochen und es klingt wohl zu kitschig wenn ich schreibe „und erkannten uns als Brüder“. Zumindest waren wir uns auf den ersten Blick „sympathisch“ (was nun wieder völlig untertrieben klingt).

Also verbrachten wir ca 2-3 Stunden miteinander in einem Cafe, plauderten nicht nur sprichwörtlich „über Gott und die Welt“, erzählten ein bisschen von unseren Geschichten, wohl auch unsere spirituellen Sichtweisen und bemerkten da schon glasklar, dass das, was Werner mit „Mindcrash“ bezeichnet und ich mit „Erleuchtung“, wohl ein und das selbe ist.

Was uns aber noch viel mehr erstaunte, und das war wirklich erst der Anfang, waren extrem viele Synchronizitäten in den Lebensgeschichten. Also im „persönlichen Bereich“, als Person, als Mensch. Als Werner, als Edgar. Völlig unabhängig von unseren spirituellen Erfahrungen. Das verblüffte uns beide von Anbeginn. Und ging sogar ins Physische, abwechselnde Phasen von offenen und gezopften Haaren, mit und ohne Bart, wechselnde Ernährungsweisen, rundlichere und schlankere Phasen, Sportgeschichten, Geschichten mit Frauen, mit Kindern, mit Familie. Geschichten aus der spirituellen Suche. Ich könnte endlos aufzählen und würde nicht fertig. Vielleicht mach ich irgendwann einen eigenen Blogbeitrag daraus.

Jedenfalls war uns spätestens hier klar jemanden Besonderen im Leben getroffen zu haben, den man dergestalt wohl nur einmal trifft: Ich nenne es „eine zweite Inkarnation von mir in einem älterem Körper“, manchmal nannten wir es auch scherzhaft „Zwillingsseele“ (z.b. Werner in seinem letzten Buch als Widmung an mich). Man trifft tatsächlich eine zweite Ausgabe von sich selbst, so fühlte sich das an.

Auch diese so gleichen spirituellen Sichtweisen und Schlussfolgerungen tauschten wir aus, obwohl wir letztlich aus völlig unterschiedlichen spirituellen Ecken kamen und lehrten. So unterschiedlich, dass andere vielleicht empfanden, wir sprächen von völlig konträren Erfahrungen, und doch wussten wir ganz tief und sahen glasklar „wir sprechen vom Selben mit unterschiedlichen Worten“ und betrachten das Selbe „von zwei unterschiedlichen Seiten“. Wobei die für uns gar nicht so unterschiedlich waren, wie sie nach außen vielleicht manchmal scheinen mögen.

Jedenfalls stand hier ein „Bruder im Geiste“, ein „älterer Bruder“ (den ich nie hatte), letztlich auch ein „väterlicher Freund“ (obwohl uns nicht gar so viele Jahre trennten).

Nie werde ich auch vergessen, dass Werner beim Abschied meinte, und das sagte er noch oft, „zwischen uns passt kein Blatt Papier„. Das hatte mich unglaublich berührt. Da war so viel Liebe. Augenblicklich.

Wir hatten uns als „Verbündete“ gefunden in dieser manchmal doch sehr schrägen spirituellen Szene. Als Komplizen konnten wir ab nun die Welt unsicher machen. Was nicht weiter schwierig ist, denn dauerhafte Sicherheit kann diese Welt ohnehin nicht bieten …. 😉

Aus Krishnamurti und Balsekar wurde…

Was ich so klar damals noch nicht wusste, dass hier eine Form Gottes stand, die sowohl die Qualitäten des „Anti-Guru“ U.G. Krishnamurti excellent verkörperte und fortführte, als auch jene von Ramesh Balsekar, dessen Schüler Werner war und dessen Tradition und Lehre er fortführte, vor allem den Aspekt der Determinierung. „Schicksal ist alles„.

… „Satguru“ Werner

Erst im Nachhinein sehe ich nun so klar, dass mir Gott diesen Wunsch also doch noch erfüllte. Zumindest ist jede Reue, die beiden Alt-Meister nie besucht zu haben, völlig verschwunden. Diese Rolle und dieser Wunsch nach direkter Begegnung wurde mir durch Werner erfüllt. Ich kann jetzt, so kurz nach seinem Ableben noch gar nicht wirklich be-greifen, wie tief das letztlich in mein System einsinkt. Vor allem auch sein Tod. Es ist, als wäre er jetzt posthum zu meinem „Sat-Guru“ geworden. Zu meinem „letzten“ Meister. Als wäre mir Gott persönlich erschienen, hätte „einen auf Werner gemacht“, so als Buddy, als Freund, nebenbei. Mir paar Tricks gezeigt, und mir nochmal bisschen „Richtung“ gegeben.

Es ist noch schwer zu greifen, denn zu Lebzeiten coachten wir uns gegenseitig, immer wieder. Wir waren uns ganz enge Freunde. Immer auf Augenhöhe. Wie eben das selbe Selbst in zwei Körpern. Aber nicht nur aus „erleuchteter Sicht“, wo ohnehin alles Eins ist und nur (k)Eins existiert, nein, sondern auch aus ganz ganz persönlicher körperlicher Sicht des „Körper-Geist-Organismus“. Der halt zweimal geboren war. Mit jeweils sehr ähnlichem Schicksal.

Jetzt, nach seinem Tod, empfinde ich ihn anders. Erst im Tod wurde er sozusagen auch „mein Meister“. Wissend, dass das Leben immer der Meister ist, dass Gott eben immer der Meister ist. Aber jetzt ist Werner eins mit allem, mit dem ganzen Leben, mit Gott…. und obwohl er das natürlich immer schon war, ist es doch jetzt erst so richtig manifest und absolut.

Der Tropfen ist im Ozean verschwunden. Ist nun der ganze Ozean. Werner ging heim. Zu mir. Zu Gott. Zu dem, was wir alle wahrlich sind. Bei Werner ist da aber nun keine Relativität mehr dabei. Kein „sowohl als auch“ (sowohl Mensch als auch Gott). Kein gefühltes oder gesehenes „Eins sein“, sondern ein „absolut Absolutes“.

Und doch für mich dennoch gleichzeitig nach wie vor sehr „persönlich“. Sehr „Werner“. Ich darf Gott nun einfach „Werner“ nennen. (!)

Fraktales Schicksal

Eine kleine Anmerkung zu dem Phänomen von Zwillings-Inkarnationen:

Da ich sehr viel Reise kenne ich das Phänomen, dass man manchmal Menschen trifft, die man „woanders“ schon getroffen hat, in sehr ähnlichen Körpern, mit ähnlichen Merkmalen, ähnlicher genetischer Programmierung, auch ähnlichem Charakter und „Art“. Gleicher Ausstrahlung. Als wären es Seelenzwillinge. Und ebenfalls kenne ich ROLLEN, die sich dann in einem Schicksalskreis immer wieder wiederholen. Familienmuster, Gruppenmuster. In Firmen, wie auch im Privaten. Und oft denkt man sich dann „diese Zwei müssten sich kennenlernen, sind ja wie eins, oder wie ein Spiegel, oder Zwilling“. Und doch sind diese meist viel zu weit voneinander entfernt, als dass eine Begegnung geschehen könnte. Sind sozusagen in zwei unterschiedlichen Universen bzw Mikrokosmen zuhause.

Und ich weiss auch, dass dies im Kleinen eben so wie im Großen ist (Sonnensysteme), oder auch im Ultrakleinen (Atome). Sich wiederholende selbstähnliche Muster und Strukturen, Fraktale, göttliche Programme. Die sich auch in unserer menschlichen Welt wiederholen und abbilden, manifestieren. Verschränkte Teilchen sozusagen.

Und so empfinde und empfand ich Werner: Eine zweite Sonne, die sich meinem Sonnensystem näherte, und ich dann bemerkte, es war die selbe Sonne. Ich bekam die Gnade geschenkt, einen solchen zweiten Edgar im Außen kennenlernen zu dürfen, nicht nur spirituell, sondern richtig manifest, körperlich.

Nachfolgend ein schönes Interview mit Werner und mir mit dem Thema unserer Freundschaft, Interviewer war Devasetu (von Jetzt-TV) im Frühjahr 2017:

(falls Video nicht angezeigt wird, hier der Link


Wir machen was zusammen

Schon damals in Wien war auch die Idee geboren, irgendwann vielleicht etwas „zusammen zu machen“, ein gemeinsames Buch, oder ein gemeinsames Retreat, und es war eine Auszeichnung für mich, wenn Werner meinte, „mit mir könne er sich das vorstellen“, und „das wunderte ihn“, denn „normalerweise kann er sich nicht vorstellen mit anderen zusammenzuarbeiten.“ Er war wie ich da ein Einzelgänger. Wir waren jeweils „komplett“. „Komplett mit uns selbst“.

Nach seiner Rückkehr in Deutschland nahmen wir also sofort wieder Kontakt auf, und blieb dieser Kontakt auch bis zu seinem physischen Ende ungebrochen.

Und so blieben wir auf Facebook intensiv in Kontakt, ich las und schrieb mit auf seinem Profil, er teilte immer wieder mal Videos von mir, und auch privat blieben wir via Messenger und später Whatsapp intensiv im Austausch. Mal profan, mal spirituell, (öfter) mal über die Szene ablästernd  …. entdeckten wir dabei immer wieder und immer mehr und auch immer erstaunlichere Übereinkünfte, gingen auch gemeinsam „politisch“ auf Kriegspfad (was uns nicht sonderlich gut bekam, in der heutzutage aufgeheizten Stimmung, vor allem auf Facebook, vor allem in Deutschland….)

… und begannen dann langsam auch konkreter gemeinsame Projekte ins Auge zu fassen.

Das gescheiterte Buch

Anfang 2016 begannen wir zuerstmal an einem gemeinsamen Buch zu schreiben. Dieses Projekt scheiterte. Ich muss zugeben, diese „Schuld“ (obwohl es keinen Schuldigen gibt), trifft mich. Werner hat da viel vorgelegt. Praktisch fast täglich ein Text. Wir wollten uns einfach Texte senden, wo der andere dann sich inspirieren lässt, und etwas dazu schreibt. Anfangs war sogar noch eine Kollegin mit dabei. Diese gab als erstes „w.o.“. Ich dann als Zweiter. Werners „Output“ war einfach unglaublich, und wir konnten da einfach nicht mithalten. Leider. Und schade. Aus heutiger Sicht doppelt schade, denn letztlich haben wir dieses Projekt nie offiziell beendet. Es war nur aufgeschoben auf „irgendwann“.

(Manchmal ist leider aufgeschoben auch aufgehoben. Und auch wenn man weiss, alles ist „determiniert“, darf man dennoch traurig darüber sein. Das ist natürlich, menschlich. Und gerade in dem Punkt wurde Werner oft missverstanden.)

Ein Hintergrund der Buchabsicht war auch, dass eine Wahrsagerin Werner einmal die Anzahl seiner Bücher prophezeite. Ich weiss nicht mehr die konkrete Zahl, um die 30 halt. Und Werner hatte dieses „Soll“ bereits erfüllt zu diesem Zeitpunkt. Also „konnte“ er kein weiteres Buch schreiben, da sonst die Vorhersage nicht mehr stimmte. „Mindcrash“ war zu dem Zeitpunkt eigentlich als allerletztes Buch geplant.

U.a. deshalb begann er mit mir also dieses Buchprojekt, um diese Vorhersage elegant zu umgehen. Hat nicht geklappt. Und er war halt so in Schwung, auch durch seine Abotexte, die er täglich so viele Jahre rausbrachte, dass er dann doch noch ein vierteilige Buchserie alleine machte. Drei sind davon schon erschienen. Ein weiteres, das Letzte, bereits fertig und wird wohl irgendwann veröffentlicht.

Megaevent 2017 auf Teneriffa

Zur selben Zeit wurde eine vage Idee immer konkreter. Werner sagte mal, er möchte ein Event mit mir machen, hätte auch irgendwo in Deutschland sein können. Und da wir damals beide grad in einer „Hoch-Phase“ schwammen und auf Facebook ziemlich viel Zuspruch bekamen, sprach er „da kommen sicher mindestens 100 Leute“, und ich sagte „ja, das wird ein mega Event“. Und mehr aus Jux nannten wir es dann auch so. „Megaevent“.

Werner liess eine Homepage basteln, das Event war erst für Juni 2017 geplant, und doch hatten wir wenige Tage nach der Bekanntmachung im Juni 2016 schon mehr als 30 Teilnehmer. Und da kam dann schnell ein „ups“, denn das Seminarzentrum stellte sich dann doch als kleiner heraus, als zuvor gedacht und uns angeboten. Also mussten wir auf die Bremse steigen, aber, immerhin, mit 35 Leuten konnten wir dann zu Pfingsten 2017 unsere Retreatwoche halten. Und sie war „mega“. Wir hatten endlos Spass.

Viele weitere Fotos vom MegaEvent findest du hier !

Folge-Seminare waren geplant

Wir hatten natürlich mindestens ein weiteres Event in Aussicht gestellt und auch angekündigt. Seit mehr als einem Jahr bin ich auf Reisen in Asien und habe immer wieder mal diverse Center besucht und angeschaut, aber nichts hat so richtig gepasst. Weder in Thailand. Noch auf Bali. Auch Planungen für Griechenland verliefen im Sand, kein Retreatcenter hat uns so richtig gepasst.

Jetzt weiss ich natürlich „warum“. Denn natürlich war es bereits determiniert, sowohl Werners Tod, als auch, dass wir davor kein weiteres Seminar „schafften“ (frühester Termin wäre ursprünglich Sommer 2019 gewesen, später verschoben wir das auf noch weiter hinten; wir dachten halt, wir hätten „ewig Zeit“. Nuja, Selavis, das Schicksal hat es nicht so wollen).

Private Besuche 2016 & 2017

Im Vorfeld von unserem Megaevent, im Herbst 2016, hat mich Werner auch auf Teneriffa besucht. Wir hatten eine absolut tolle Zeit und feierten eine Woche lang unsere Freundschaft und machten nebstbei ein wenig Retreatplanung.

Damals ist auch dieser einmalige gemeinsame „Online-Satsang“ mit uns beiden entstanden, damals live aus Teneriffa:

(falls Video nicht angezeigt wird, hier der Link

Und leider schon mehr als ein Jahr her, durfte ich ihn und seine Familie dann nach dem Megaevent auch bei ihm zu Hause in Brackenheim besuchen.

^ letztes gemeinsames Foto


Leide nicht – liebe

Seit November 2017 bin, reise und lebe ich in Südost-Asien, wodurch wir „nur“ mehr via Internet in Kontakt waren. Also per Chat und ab und an auch Telefon oder Video. Immer Kontakt haltend. Was ansonsten wirklich unüblich für mich ist, schaff ich sonst nur bei meinen Töchtern.

Ich mischte bei ihm weiterhin auf Facebook mit, er gab mir immer wieder mal schöne Feedbacks zu meinen Satsangs und Videos. Ja, es erfüllte mich immer mit Stolz und ich fühlte mich geehrt, wenn er dort auftauchte, bei meinen Online-Events, und sogar Fragen stellte (demnächst schneiden wir ein Highlight aus einem Satsang mit einer Frage von Werner; ich glaub es war mein letzter Satsang vom Mai 2018, als keiner sonst mehr eine Frage hatte….). (Waren bei Werner natürlich immer nur rhetorische Fragen; er erfreute sich einfach daran, dass ich genau das geantwortet habe, was auch er gesagt hätte…. und so gings mir auch mit ihm… )

Habe mich jedenfalls immer über seine tollen Feedbacks gefreut, egal ob sogar öffentlich, oder einfach nur privat. Immer pure Liebe und Freude.

Werde ihn vermissen, in Person, im Körper, als Bodymind-Organismus. Und dennoch, seit seinem Tod ist er mir auf eine andere Art und Weise nahe. Und da bin ich gespannt, wie sich das entwickelt.

Jedenfalls war es schrecklich, am heiligen Abend, zu Weihnachten, direkt nach unserem Dinner von seinem Ableben zu erfahren. Ich schickte ihm wie so oft Fotos auf Whatsapp, ganz profan, von unserem Weihnachtsmenü. Direkt nach dem Dessert schrieb ich noch „Finale“ drunter. Und dann, wenige Sekunden danach, rief mich Iris, seine Frau auf Whatsapp an.

Als ich abhob, „Hallo Werner“ sagte, und die Stimme von Iris hörte, brach eine Welt in mir zusammen. Jene – wenn auch illusorische – Welt in der noch ein Werner-Körper lebte. Die gab es ab da nicht mehr. Wenige Stunden zuvor war er verstorben, unglücklich an einem Stück Brot erstickt*1) . Und dennoch determiniert. Zwar unvorhergesehen, dennoch im Nachhinein betrachtet „zum perfekten Zeitpunkt“.

Er hatte sich schon zuvor Schritt für Schritt aus Facebook und auch zunehmend aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Wollte 2019 nur mehr halb so viele Events machen, auf Facebook gar nicht mehr schreiben. Vielleicht hat er es sogar geahnt. Was letztlich gleich gültig ist. Vorsehung und Determinierung sind kein „entweder oder“. Sie sind eins. Sie bedingen sich.

Dass wir keinen neuen Ort für unser nächstes Retreat fanden: Vorsehung. Sein Tod: determiniert. Vorhersehung und Determinierung sind kein Widerspruch. Niemals könnte jemand – bewusst oder unbewusst – irgend etwas vorhersehen, wenn es denn nicht schon längst „geschrieben“ stünde. Nicht schon längst geschehen wäre.

Zeit ist Illusion. Alles ist gleichzeitig. Ewigkeit ist Jetzt.

Und so ist auch sein Tod eine allerletzte Belehrung für seine Schüler. Die Entsetzlichkeit dessen, was geschah, eine Einladung an den big Crash. Eine Einladung in das „sich ergeben“. In Hingabe. In Demut. Dem Leben gegenüber. Dem Schicksal gegenüber.


Abschied!

Abschliessend hier ein Poem, Nachruf, letzte Worte, von mir an/über Werner, geschrieben am 24. Dezember 2018 wenige Stunden nach seinem Tod:

Süsser die Glocken nie klingen
Süsser der Mind nie gecrasht.
Die Liebe zwischen Männern besingen
das Leben im Körper gelöscht.

Wenn ich Rumi, dann du Schams.
Auch wenn du nicht mein Meister warst.
Meine Zwillingsflamme.
Mein zweites Ich im älteren Körper.

Du kannst doch nicht so einfach gegangen sein!
Wer versteht mich jetzt?
Für dich offenbar der perfekte Zeitpunkt.
Alles getan – alles gesagt – alles geschrieben.

Und doch. Wie sollen wir nun ohne dich sein?
Wieso kann ich dich nie mehr wiedersehen mein Freund?
Nie mehr umarmen?

So peinlich war mir unser Kuss. 
Ein Bruderkuss, mitten auf den Mund.
Wie gern würd ich dich nun nochmal küssen.
War das schon der Abschied?

Ganz langsam Schritt für Schritt gings du von uns.
Hast dich auf Facebook sogar noch „ordentlich verabschiedet“.
Und doch hast du nun ewigen Frieden.
Schon zu Lebzeiten gefunden.
Er hat dich zu sich genommen. Der Friede selbst.
Danach verlangt. Danach gerufen. Alles „fertig“.

Schwierig für deine Familie wohl. Liebster Freund.
Doch natürlich determiniert.
Wie alles.

Hast mir kein Zeichen gegeben.
Und ich schicke dir noch Nachrichten via Whatsapp.
Am Ende schreib ich „Finale“.
Und dann ruft mich deine Frau an und sagt du bist tot.

Lebst du noch irgendwo da draussen?
Dann gib mir gefälligst ein Zeichen!

Du Zwillingsseele. Du ältere Version von mir!
Du Edgar im Werner-Körper.

Ich trinke auf Dich! Zum Wohl!
Ein Glas weiss, gekühlt.
Wie du es magst.

Hoch sollst du leben. Und hoch sollst du tot sein?
Nein, hoch sollst du sein in dem, was Gott(t) ist.

Was letztlich ja Quatsch ist.
Denn DU BIST GOTT.
Und der Teufel zugleich.
Und hast das auch noch gewusst.
So wie ich.

Ich liebe dich für immer und ewig!
Denn du bist ich und ich bin du.
Brüder. Unzertrennlich.

Dein letztes Posting.
Kommt am 24. Dezember.
Von dir angekündigt.
Von mir vollbracht.

Sela!


Werner ist jetzt und war immer zuhause!

 


Ergänzende Links: 


 

Freibeuter Liebe
(ein typischer Werner-Text)

 

* * *

 

Außergewöhnlich gewöhnlich
Über den Glücksfall persönlichen Scheiterns und ein
absolut gewöhnliches Leben im Kristallpalast des Nichtseins
(dzt letztes Buch von Werner)

 

* * *

 

If it be your will
Eines seiner Lieblingslieder, von Leonard Cohen,
seinem „Schülerkollegen“ bei Ramesh Balsekar:


*1) Hinweis: Dürfte sich doch nicht um „ersticken“ gehandelt haben, sondern um den sogenannten „Bolustod“ – siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Bolustod

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