Wenn sich der Geist verabschieden will… dann tut er das ganz einfach. Da braucht man dann überhaupt nichts dazu tun. Es geschieht von Selbst. Die Arbeit macht der eigene Verstand. Der Guru sitzt dabei und tut gar nichts. Er schaut nur zu. Erlaubt. Sagt mal „ja“, mal „nein“. Mal „vielleicht“. Mal „ja das ist so“.
Wenn sich der Geist verabschieden will… dann tut er das. Von Selbst. Der ganze Prozess ist hausgemacht. Ohne zutun. Ohne Koch kocht sich die Suppe selbst weich. Das Ego plant seinen eigenen Tod. Der Verstand suizidiert sich selbst. Und der Guru schaut nur zu und nickt.
Bestenfalls wird der Guru noch „als letzte Projektionsfläche“ benutzt. Und das Beste, was er tun kann, ist gar nichts zu tun, und einfach mithelfen „es geschehen zu lassen“. Indem man eben „es“ geschehen lässt, wie immer es sich entfaltet. Der Apfel fällt von selbst vom Baum. Selbst schütteln ist nicht mehr nötig.
Was aber sagt man jenen unreifen Äpfeln, die davon träumen, auch „endlich“ auf den Boden fallen zu dürfen?
Nichts. Man bestärkt sie in ihrem so sein. In ihrem Apfel-sein. Ein Apfel der zur vollen Reife wachsen möchte. Der Sonnenlicht möchte. Der nach oben möchte. Weder reißt man sie vom Baum, noch erzählt man ihnen viel vom Fallen. Man bestärkt sie im Wachsen, denn das ist – noch – ihre Natur.
Fällt der Apfel vom Baum ist es Gnade. Aber nicht die Gnade des Gurus. Und noch nichtmal die Gnade Gottes. Es ist die Gnade eines überreifen Verstandes, der selbst sein Ende herbeisehnt. Und aufgibt. Bereit ist zu sterben. Spirituelle Sterbebegleitung im besten Sinn. Aber nichtmal wirkliche Sterbehilfe. Präsente Begleitung, die einen kleinen Rest von Sicherheit vermittelt. „Du darfst“. „Du darfst fallen“.
Es ist letztlich ein zur Verfügung stellen für die allerletzte Projektion. Ein liebender Dienst. Den man nichtmal planen kann. Denn letztlich hat man, als Guru, damit nicht wirklich viel zu tun. Man wird einfach nur perfekt benutzt. Ohne dass man das „wollen“ kann. Und da ist nichtmal große Dankbarkeit. Es geschieht einfach. Genauso, wie der Wind geschieht, das Wasser geschieht, das Leben geschieht. Hunger geschieht. Und Durst geschieht. Atmen geschieht. Und letztlich ist es ja nur ein Eintauchen in den „gewöhnlichen Zustand“. Eine Rückführung in die Gewöhnlichkeit. Ein Entspannen ins „So-Sein“.
Wieso so selten? Weil die meisten Äpfel zuerst gegen den Himmel wachsen müssen, bevor sie fallen dürfen.
Hängt der Apfel am Baum?
Oder der Baum am Apfel?Wenn der Apfel fällt, endet es, oder beginnt es?
Das alte endet.
Das neue beginnt.Tod und Geburt.
Erst im Moment des Fallens wird sich der Apfel langsam seiner Selbst bewusst. Und nichts, absolut nichts hat er zuvor dafür getan.
Am Ende wird er der Baum sein.
Und letztlich war es immer derselbe Baum.
Ein einziger Baum des Lebens.
Aus dem Du stammst.
Aus dem Du fällst.
Und der Du bist.
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